RC Fliegen lernen

Aller Anfang ist...
Ich habe für mich den Flugmodellbau entdeckt und möchte anfangen, aber wie?
Was muss ich beachten und was benötige ich alles dazu?
Ist man in der glücklichen Lage noch ein Modellbaugeschäft in seiner Nähe zu haben kann man sich hier beraten lassen sofern hier nicht hauptsächlich Auto- oder Schiffmodelle verkauft werden. Leider sterben durch das Internet die Fachhändler immer mehr aus. Der Preisdruck ist einfach zu groß.
Ist ein Modellflugplatz bzw. ein Verein in meiner Nähe würde ich dort als erstes mal vorbei schauen und mich beraten lassen. Hier hat man dann in der Regel
die richtigen "Fachleute" zur Hand. Bei uns gibt es z.B. auch die Möglichkeit ohne Geld- und Materialeinsatz mal ein paar Schnupperstunden zu fliegen!

Alter
Ab welchem Alten kann man mit dem RC Modellflug beginnen?
Gute Frage, ich würde dies nicht unbedingt vom Alter abhängig machen, da jedes Kind in der Entwicklung anders ist.
So manches "großes Kind" ist mit 40. noch zu blöd dafür und so mancher 8. jähriger fliegt einfach.
Wenn Papa auch fliegt und der Nachwuchs am Modellflugplatz aufwächst, geht es früher los.
Sollte ein Modellverein in der Nähe sein, würde ich diesen mal besuchen. Vereine fördern Jugendliche, da der Nachwuchs an jungen Leuten fehlt.
Jedenfalls sollte man ein Kind nicht alleine lassen. Modellbau ist ein tolles Hobby was sehr viele Fähigkeiten fördert.
Kinder muss man am Anfang etwas anleiten, damit diese am Ball bleiben und nicht gleich die Lust verlieren.
Der Umgang mit Werkzeugen und Klebstoffen sollte Kindern beigebracht werden, da sonst Verletzungsgefahr besteht.

Das Modell
Zuerst muss ich mir ein paar Gedanken machen, was für ein Flugmodell ich denn möchte und muss gleich mal ein paar Abstriche machen.
Natürlich habe ich ein flottes Modell gesehen was mir gefällt, aber ist es auch das richtige zum Fliegen zu lernen?
Ich habe schon Anfänger gesehen welche mit einem Kunstflug Modell auf der Wiese aufgetaucht sind und gemeint haben so was fliegt sich von alleine.
Meist hat so jemand nur kurz Freude am Hobby, da der Erfolg: eigener Alleinstart, Flug und Landung meist ausbleibt und in eine Crash endet...

Ein Flugmodell für Anfänger muss Anfängertauglich sein!
Ein sehr gutes Modell zum Anfangen ist das Modell EasyStar II von Multiplex. Es ist aus einer guten Schaumqualität die man gut kleben kann.
Das Modell hat einen Puscher (Druckpropeller) welcher bei Nasenlandungen nicht kaputt geht.
Ersatzteile sind nachzukaufen, was nicht bei jedem Hersteller möglich ist. Das Modell fliegt fast von alleine.
Das gleiche gilt z.B. für den Motorflieger "You can Fly" von Hype der auch von anderen Firmen unter anderem Namen vertrieben wird.
Dieser ist auch für Anfänger geeignet und fliegt sehr stabil. Ich würde von "Komplettpaketen" (Modell inkl. Sender und Empfänger) abraten.
Hier wird meist eine billige Fernsteuerung mit verkauft, an der wenig Einstellmöglichkeiten vorhanden ist und für spätere Modell ungeeignet ist.

Wie groß soll ein Modell sein?
Oft ein Irrglaube das ein Anfängermodell klein sein soll. Je größer ein Modell ist, desto ruhiger und träger fliegt es (je nach Bauart natürlich).
Die Spannweite bei Motorflieger sollte mindestens ab ca. 100cm -160cm sein und bei Seglern mit Motor 130cm - 250cm.

Bei den Angaben der Hersteller werden oft unterschiedliche Abkürzung und Preise zum gleichen Modell genannt.
Abkürzungen:
ARF steht für "Almost Ready to Fly"
ARC steht für "Almost Ready for Cover"
BNF steht für bind 'n' fly (bind and fly = binden und fliegen)
RTF (ready to fly)
und RR (ready for radio)

Segler oder Motorflieger
Die nächste Frage was man sich stellt ist, kaufe ich ein Anfängerfreundliches Segel- oder Motormodell.
Ein Segelflugzeug (auch mit Motor) fliegt langsamer und ruhiger als ein reiner Motorflieger. Als Anfänger hat man mehr Zeit zu reagieren und die richtigen Ruderausschläge zu tätigen. Es gibt auch Anfängertaugliche Motorflieger, aber ein Segler mit Motor ist mehr zu empfehlen.

Der Antrieb
Bei der Modellgröße wie vorher besprieben, ist ein Antrieb mit Elektromotor zu empfehlen.
Da die Antriebe heute sehr leistungsstark geworden sind und es keine witterungsbedingte Vergasereinstellungen wie bei Methanolmotoren vorzunehmen sind.
Es werden heute meist nur noch Großmodelle mit einem Verbrennungsmotor geflogen und selbst hier ist der Trend zum Elektroantrieb.

Schaum oder Holz
Es gibt heute Modelle aus Holz, GFK oder (Hart-) Schaum (sogenannte Schaumwaffeln) bzw. eine Kombination aus diesen Materialien.
Als Anfängermodell eignet sich eindeutig am besten ein Modell aus Schaum. Je nach Hersteller wird der Schaum anders genannt.
Z-Foam, Elapor, EPP dürften die geläufigsten Bezeichnungen sein. Modelle aus reinem Styropor sind nicht zu empfehlen.
Schaummodelle haben den Vorteil, dass diese einfach und schnell zu bauen sind und sich leicht reparieren lassen.
Je nach Schaumart muss auf einen passenden Kleber geachtet werden.
Bei einem Schaummodell gibt es nicht viel zu bauen und an einem Wochenende ist das Modell startbereit.
Holzmodelle sind nicht so reparaturfreundlich, hier muss mehr Aufwand betrieben werden um ein defektes Modell wieder in die Luft zu bekommen.
Ein Holzmodell würde ich erst empfehlen, wenn man mit einem Schaummodell sicher fliegen kann.

Fernsteuerung
Die Sender arbeiten heute alle in den 2,4 GHz Bereich. Von alten gebrauchten Sendern, welche noch im MHz Bereich senden, ist abzuraten.
Auch wenn diese zum Teil sehr billig zu erwerben sind. Diese Technik ist einfach überholt. Moderne Sender sind heute kleine Computer die mit einer Software
gesteuert sind.
Je besser die Software, desto leichter tut man sich. Jeder Hersteller hat hier andere Ansätze, mit der man mehr oder weniger zurechtkommt.
Hat man diese mal verstanden geht die Programmierung recht leicht.
Es gibt 4 unterschiedliche Eingruppierungen in der Klasse der Sender.
1. Schrott absolutes Kinderspielzeug, geringe Reichweite und Funktion
2. Anfängertauglich tauglich, oft ohne Display, beschränkte Bedienung, Komfort und Funktionen
3. Mittelklasse gute Software, mit Display, gute Bedienung und Funktionen, ausreichender Funktionsumfang
4. Highend Klasse alles was man nicht wirklich braucht, aber es nett ist zu haben.
Die Reichweiten der Sender 2.-4. sind alle gleich, da diese über die maximale Sendeleistung in der EU verfügen.
Welchen Hersteller soll ich kaufen?
Darüber kann man sich streiten, das Thema ist wie Politik und Religion. Bei den namhaften Herstellern kann man aber nichts falsch machen.
Die Vor- und Nachteile bekomme ich eh erst später raus. Auch hier hilft es aber in einem Verein, wo man ggf. das fliegen erlernen möchte mal zu fragen,
was dort "geflogen" wird.
Je nach Hersteller, lassen sich heute Sender als Schüler/Lehrer Sender zusammenschalten und beim programmieren kann einem auch leichter geholfen werden.
Sollte ich ernsthaft an dem Hobby Interesse haben rate ich gleich zu einem Sender ab der Mittelklasse.
Den Sender habe ich am längsten, die Modelle wechsele ich öfters.
Komptabilität:
Ganz wichtig zu wissen ist, dass die Sender Hersteller untereinander nicht kompatibel sind, da diese unterschiedliche Sendeprotokolle haben.
Das heißt, legt man sich auf einen Hersteller fest, muss man meist alle Empfänger von diesem Hersteller kaufen.
Ausnahmen gibt es, wo es Nachbauten der Empfänger bei günstigerem Preis aus China gibt.
(Ob man seine Modelle den Nachbauten anvertraut ist eine Gewissensfrage, die sich Jeder selber stellen muss.)
Abgesehen von der oben beschriebenen Schüler/Lehrer Funktionalität, muss man einfach mal die Preise vergleichen.
Den Sender kaufe ich einmal, Empfänger und ggf. zugehörige Telemetrisensoren kauft man schon mehrfach.
Wie viele Kanäle bzw. Servos soll der Sender unterstützen?
Der Sender sollte mindestens 6 Servos unterstützen. Mehr ist immer besser.
Was steuere ich je Servo an?
1. Seitenruder
2. Höhenruder
3. Querruder
4. Motorregler
oder
1. Seitenruder
2. Höhenruder
3. Querruder, links
4. Querruder, rechts
5. Landeklappen
6. Motorregler

Zubehör
Nicht zu unterschätzen ist für Anfänger was man alles so an Kleinkram und Zubehör benötigt.
Mein Bastelraum ist nach über 25 Jahren Modellbau besser ausgestattet als so mancher Modellbauladen.
Was wird alles benötigt?
Fernsteuerung Sender mit Akku und Ladegerät, Empfänger mit Stromversorgung, Servos, Kabel. Modell klar, will ja irgendwas fliegen.
Akkus mindestens 2 Flug Akkus, sonst ist der Spaß ja gleich vorbei und ich muss warten bis der Akku wieder aufgeladen ist.
Ladetechnik hier gibt es wieder viele, hauptsächlich in der Ladeleistung verschiedene Lader.
Für unseren Anfängermodell tut es ein Lader mit 12V Eingangsspannung bzw. internem Netzteil, also mit 220V Steckdosenanschluss.
Bei einem 12V Anschluss sollten wir uns ein geeignetes Netzteil mit 12V Ausgangsspannung zusätzlich zulegen um den Lader zu Haus über die 220V zu betreiben.
Ladekabel Werkzeuge Schraubendreher, Zangen, Teppichmesser, Unterlage, Pinzette, Lötkolben usw. Klebstoffe Je nach Material, Holzleim, Sekundenkleber,
PU-Kleber, Epoxy-Kleber usw. Klebeband, Tesa usw.

Versicherung
Fliege nie ohne Versicherung, das könnte Dein Leben verändern (zahlen bis zum Lebensende)
Jeder, der ein RC Modell steuert benötigt eine Personenbezogene spezial Haftpflichtversicherung für Flugmodelle.
Eine normale Privathaftpflichtversicherung deckt meist keine Flugmodelle ab. Ich persönlich kann einen Beitritt im DMFV empfehlen.
Man ist automatisch versichert und bekommt noch zusätzlich vierteljährlich eine Verbandszeitschrift und im schlimmsten Fall auch rechtlichen Beistand
von einem Anwalt, der sich auf Modellflug spezialisiert hat. Auch hier gibt es die Möglichkeit einer Probemitgliedschaft mit vollem Versicherungsschutz.

Rechtliches
Ein sehr umfangreiches und leider aktuelles Thema (Drohnenverordnung...). 
Als Modellflieger bewegt man sich im Luftraum und unterliegt in manchen Bereichen der manntragenden Luftfahrt.
Uns Modellfliegern wir es nicht leicht gemacht. Als Anfänger sollt ich mir gleich mal merken, ich darf nicht überall fliegen !!!
Zu beachten sind Lärmschutz, Naturschutz, Versicherung, Luftfahrtrecht, Kenntnisnachweis usw.

Flugfläche
Ich darf nicht überall fliegen, hier mal zusammen gefasst ein paar Beispiele:
Flugverbot gilt für: - innerhalb 1,5 km entfernt von Flughäfen - in der Nähe von Hubschrauberlandeplätzen -
in Kontrollzonen von Flughäfen (mit Einschränkungen) - überfliegen von Personen - fliegen innerhalb von Ortschaften - ohne Versicherung -
ohne Einverständnis des Grundstückseigentümers usw.